…dann fallen uns allerhand Dinge ein, die wir machen können, damit wir unserer inneres Gefühl nicht mehr wahrnehmen müssen. Wir
lenken uns ab mit zu viel Sport, zu viel Alkohol, Drogen, Sex, Arbeit, Reisen, Fernsehen, Smartphone oder irgendwelchen anderen, oft sinnlosen Beschäftigungen, die uns erfolgreich
davon abhalten, in uns hinein zu spüren und in Kontakt mit uns zu sein. Oder sie suggerieren ein ausgefülltes Leben und ein Gefühl von Lebendigsein.
Wir führen Gespräche mit Menschen und wissen eigentlich gar nicht mehr, was noch gesagt wurde. Wenn wir gefragt werden, wie es uns geht, antworten wir meistens mit "Super!" oder "Gut", manchmal auch mit „Muss ja“, „Es geht“ oder „Läuft“. Wie es wirklich in uns aussieht, geben wir meistens nicht preis bzw. wissen wir leider immer häufiger selbst nicht mehr! Wenn wir dann antworten: Ich habe Krebs! Meine Mutter ist schwerkrank! Meine Frau hat mich betrogen und verlassen! Mein Job wurde mir gekündigt!, dann sind die meisten erst mal peinlich berührt und wissen gar nicht so recht, wie sie reagieren sollen. Und wer ist wirklich bereit, sich die Probleme von anderen anzuhören.
Wir alle sind irgendwie mit uns selbst beschäftigt und haben kaum noch die Kraft, uns wirklich mit anderen auseinander zu setzen, geschweige denn uns mit ihren Themen konfrontiert zu sehen.
Anstatt uns zu öffnen und aufeinander einzulassen, bauen wir immer höhere Barrieren der Abgrenzung um uns herum. Anstatt sich selbst mit seinen wahren Gefühlen zu zeigen,
verharren wir in der Angst und Bewegungslosigkeit. Dies führt uns immer weiter in die Krankheit, Depression, Müdigkeit, Lethargie und Starre.
Wir mutieren zu seelenlosen Wesen, und unser Kontakt mit anderen spielt sich nur an der Oberfläche ab. Wer sich wirklich öffnet und z. B. sagt: Ich habe Angst!, dem wird geantwortet:
Ach, das wird schon! Deine Angst ist völlig unbegründet! Lass los! Oder, oder… Wer nimmt den anderen wirklich an in seinem Gefühl?! In seiner Wut, in seiner Hoffnungslosigkeit, in seiner Angst?
Wir versuchen ständig, das Gefühl des anderen wegzureden, anstatt es einfach da sein zu lassen und uns mit ihm auseinander zu setzen. Dies ist ein natürlich über viele Generationen und Zeiten
gewachsener Vorgang. Und es ist jetzt an der Zeit, dies zu ändern. Den Mut zu haben, sich mit all seinen Gefühlen zu zeigen. Vor anderen, vor der Öffentlichkeit, vor Menschen, die uns
besonderes nahe stehen.
„Einer wird umkehren und wieder mit der Liebe anfangen müssen.“ (Dostojewski)
Wir dürfen den Mut haben, uns mit all dem, was in uns ist, zu zeigen. Mit all unserer Wut, mit der ganzen Wucht, mit unserer Hilflosigkeit und Ohnmacht, mit unseren tiefsten Ängsten, mit unserem Schmerz und unserer Trauer, mit unseren Sorgen, unserem Stress und unserer Überforderung. Aber auch mit all der tiefen Liebe, großen Freude, Leichtigkeit und Neugierde, die genauso in uns sind. Nur haben wir es verlernt, einfach aus dem Vollen zu schöpfen. Uns zu trauen, loszulassen und uns einfach in unser Gefühl zu begeben. Uns mitreißen zu lassen, uns überschwemmen zu lassen und tief darin zu versinken. Als Kinder haben wir all das gewusst. Nur ist das schon sooooo lange her! Und wir haben es einfach vergessen! Der Schmerz über diesen Verlust ist sehr groß! Aber auch dieser Schmerz darf gefühlt werden, damit wir alle wieder mehr vom Leben haben. Mehr Lebensqualität, mehr Miteinander, mehr Verbundenheit zwischen den Menschen! Nur einer muss damit anfangen!!! Du?